Chronologie des Vereins...


Das 20. Jahrhundert

Vorstand der Schützen in Ennepetal Voerde 1977
Der Vorstand der Voerder Schützen aus dem Jahre 1977

Jahreshauptversammlungen 1968 - 1972

Auf einer Vorstandssitzung am 22. Juli 1968 wurde bekannt, dass der Schützenbruder August Bräuking dem Verein ein Grundstück zum Bau eines Kleinkaliberstandes zur Verfügung stellen wolle. Am 30. Juli 1968 sollte darüber verhandelt werden.
In einer Vorstandssitzung vom 4. November 1968 heißt es dann zum Thema Kleinkaliberstand:
Die bisherige Arbeit in dieser Angelegenheit wurde allen Anwesenden bekanntgegeben. Ein Termin zur Festlegung des Wegerechtes soll in Kürze wahrgenommen werden. Die Vermessung des Grundstücks erfolgt ebenfalls in Kürze. Mit den Arbeiten zur Erstellung des Standes soll künftig zügig fortgefahren werden.
In diesem Zusammenhang wurde einstimmig beschlossen, Schützenbruder Bräuking zum Ehrenmitglied zu ernennen. Dazu sollte Schützenbruder Hüttebräucker eine Urkunde aus Schweinsleder fertigen. Diese Urkunde sollte auf der nächsten Vorstandssitzung am 4. Dezember 1968 im Lokal „Im stillen Winkel" auf Meininghausen überreicht werden. Außerdem solle ihm und seiner Frau noch ein angemessenes Geschenk überreicht werden.

Am 4. Dezember 1968 wurde dann den Eheleuten Bräuking für ihre großzügige Schenkung des Grundstückes zum Bau eines K.K.Standes gedankt. Schützenbruder Bräuking wurde durch Überreichung der Urkunde zum Ehrenmitglied ernannt. Frau Bräuking erhielt eine Wanduhr (Jägeruhr) für ihre Einwilligung und ihr Verständnis als Eigentümerin des Grundstückes.
Die Kritik einiger Schützenbrüder, die hier nicht namentlich genannt werden sollen , an den Ausgaben von      128,60 DM für das anschließende Essen wurde vom Vorstand zurückgewiesen.
Im Jahresbericht 1968 des Schriftführers, Schützenbruder Birk, wurde nochmals auf die Schenkung des Schützenbruders Bräuking hingewiesen. Die erste Sitzung in dieser Angelegenheit fand am 30. Juli 1968 statt. Der notarielle Vertrag wurde am 4. September 1968 unterzeichnet. Schützenbruder Birk schreibt weiter:
Nur wer sich mit den heutigen Verhältnissen befasst, kann ermessen, welcher Idealismus vorhanden sein muss, ein Gelände von 5000 qm zu verschenken.
Ein weiterer Vertrag zur Regelung des Wegerechts wurde am 3. Februar 1969 unterzeichnet. Das Gelände war inzwischen vermessen worden.
Auf einer Vorstandssitzung am 30. Juni 1969 wurde bekannt, dass in Sachen K.K.Stand nach Auskunft des Katasteramtes in Schwelm die notwendige Korrektur durch den Vermessungsingenieur Stichling noch nicht erfolgt sei. So wurde beschlossen, die Angelegenheit durch Rechtsanwalt Figge erledigen zu lassen.

Jahreshauptversammlungen 1964 - 1966

In der Jahreshauptversammlung vom 29. Februar 1964 in der Gaststätte Hülsenbeck wurde über den beabsichtigten Bau eines Schießstandes auf dem Gelände des Schützenbruders Fr. Carl Bauer berichtet. Den Bericht gab Schützenbruder Bauer.

Danach handelte es sich um einen 50 m Kleinkaliberstand mit bis zu 15 Schießbahnen.


In einer weiteren Vorstandssitzung vom 15.02.1965 wurden die Pläne um eine vorläufige Kostenaufstellung des neuen Kleinkaliberstandes von Schützenbruder Bauer vorgelegt und erläutert. Leider stehen keine Zahlen im Protokollbuch.

In einer weiteren Vorstandssitzung vom 15. Mai 1965 gab Schützenbruder Bauer bekannt, dass der des Geländes für den neuen K.K.Stand notariell beglaubigt sei. Der gebildete Ausschuss werde von Schützenbruder Bauer eingeladen werden,
Am 27. Mai 1966 wurde in einer Vorstandssitzung den Mitgliedern des Vorstandes mitgeteilt, dass der Schützenbruder Robert Kleine bereit sei, dem Voerder Schützenverein im Zuge eines Neu- und Umbaues seiner Gaststätte einen Raum zum Luftgewehrschießen und einen Aufenthaltsraum Verfügung zu stellen.

Der Verein müsste hierfür 10000 DM bereitstellen. Diese Räume sollten dann auf unbestimmte Zeit, was vertraglich festgelegt werden musste, in der Regel ausschließlich dem Voerder Schützenverein zur Verfügung stehen, Unterhaltskosten sowie Kosten für Heizung, Licht usw. entstünden dem Verein nicht. Die Finanzierung sollte wie folgt geregelt werden: 2.500,- DM sollten aus der Schützenkasse genommen und die Mitglieder zu einer Spende aufgerufen werden. Der Rest sollte Aufnahme eines Darlehens gedeckt werden.
Für dieses Vorhaben brauchte der Vorstand die stimmung der Mitglieder. Dazu sollte eine ordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden, die dann am 3.06.1966 stattfand. Laut Mitgliederliste nahmen 48 Schützenbrüder teil. Eröffnet wurde die Versammlung vom 2. Vorsitzenden Cleff. Er stellte fest, dass die Versammlung beschlussfähig sei und auch zatzungsgemäß einberufen wurde. Schützenbruder Bauer gab den Grund der Versammlung bekannt und erklärte dann u.a., dass die Schießstände bei Hülsenbeck nicht mehr ausreichten und Möglichkeiten, die Zahl der Stände zu erweitern nicht beständen. Ebenso seien die Sicherheitsmaßnahmen nicht mehr gegeben. Nun bestehe bei Schützenbruder Robert Kleine die Möglichkeit, eine Schießstand-Anlage zu bauen oder zu übernehmen. Mit der Errichtung dieses Schützenheimes würde der Bau eines Luftgewehrschießstandes an der Loher Straße nicht mehr notwendig werden. Somit würden sich die Kosten für den geplanten Kleinkaliberstand um etwa 40 % verringern.
Dieses Projekt sei also nicht aufgegeben, sondern nur durch fehlende Mittel der Behörden zurückgestellt worden. Bei Schützenbruder Kleine bestehe dann die Möglichkeit, bereits im Herbst dieses Jahres das Luftgewehrschießen durchführen zu können. Außerdem bestehe der Vorteil, keine Instandhaltungskosten für Heizung, Licht usw. zahlen zu müssen. Um alle Kosten für ein Schützenheim und ein großes Schützenfest decken zu können, sollte der Beitrag ab 1. Januar 1967 auf 25,- DM erhöht werden. Die Versammlung genehmigte beide Vorhaben.
Damit hatte sich der Verein für 10.000,- DM beim Schützenbruder Kleine eingekauft. Das ist auch das herausragendste Ereignis des Jahres 1966. Gleichzeitig musste nun aber auch die Errichtung eines Kleinkaliber-Schießstandes - angeblich wegen fehlender Mittel der Behörden — zurückgestellt werden. Heute wissen wir, dass das nicht der wahre Grund war, denn dem Verein fehlten einfach die Mittel, weiteres Geld für ein solches Vorhaben zur Verfügung zu stellen. Das Projekt „Schützenheim Kleine" konnte ohne Aufnahme eines Darlehens durch die Spenden der Mitglieder verwirklicht werden.


Jahreshauptversammlung 1956

Die Jahreshauptversammlung am 26. Februar 1956 ist erwähnenswert, weil in dieser Versammlung erstmals Dr. Walter Spannagel zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde für den verstorbenen Ewald Meininghaus.
Gleichzeitig sollte der Verein möglichst schnell die gerichtliche Eintragung beantragen. Hiermit wurde Schützenbruder Karl Figge beauftragt. Auf einer Vorstandssitzung am 4.02.1957 wurde dann mitgeteilt, dass der Verein mit den neuen Statuten seit dem 13.12.1956 beim Amtsgericht in Schwelm eingetragen ist.
Bei der Stadt Ennepetal wurde der Voerder Schützenverein nach dem Krieg am 8. September 1949 unter der lfd. Nummer 57 in das Vereinsregister eingetragen.
Vorsitzender: Ferdinand Altfed,
Bergstraße 4, Ennepetal-Voerde
Schriftführer: Theodor am Wege,
Lindenstraße 19, Ennepetal-Voerde


Das Jubelfest 1952

Jungschützen des Voerder Schützenvereins 1952
Die Voerder Jungschützen im Jahre 1952

Ein neuer Höhepunkt in der Vereinsgeschiche ist dann das Jahr 1952 mit der 345-Jahr-Jubelfeier. Es ist damit das erste Jubiläum nach dem 2. Weltkrieg. Zum ersten Mal durfte ein Schützenkönig die von Graveurmeister Alfred Hülsenbeck restaurierte alte Königskette als Sinnbild seiner Würde tragen. Die Größe des Verlustes der Königskette wird deutlich, wenn man weiß, dass 13 Königsmedaillen dem Plünderer zum Opfer fielen. Verschwunden waren auch die Goldmedaille des Kronprinzen aus dem Jahre 1907, das silberne Diadem, zwei Silberlinge, die Jungschützenkette und die Silberplaketten der Stadt Hagen und des Westfälischen Schützenbundes.
Den Auftrag des Voerder Schützenvereins, die Kette möglichst getreu nachzubilden, hat der Schützenbruder Hülsenbeck in hervorragender Weise erfüllt. Vor allen Dingen die Nachbildung des silbernen Vogels mit Kette und Armbrust war eine Meisterleistung.
Wenn nun nach 15jähriger Unterbrechung bald wieder ein neuer König diese Kette tragen durfte, dann schloss sich der Ring der Tradition, die vor 345 Jahren begann und in guten wie in schlechten Zeiten immer ein Quell der Erneuerung war. So begann dann die Tage des großen Festes am 2. 3. und 4. August 1952.

Unser Dorf Voerde hatte sein Festgewand angelegt. Als der Verein mit klingendem Spiel zur Hinnenberger Heide marschiert, waren die schmucken Straßen mit Birkengrün, Girlanden, Fahnen und Fähnchen prächtig geschmückt. Hier wurde mit dem Königsschießen begonnen. Es wurde wieder einmal deutlich, dass die alte Tradition der 400j ährigen Geschichte unerschütterlich ist. Unter dem Jubel des Schützenvolkes gelang Ferdinand Bilstein aus dem alten Geschlecht der Voerder Bilsteins kurz vor 19.00 Uhr der Königsschuss. Böllerschüsse kündeten an, dass ein neuer König die Regentschaft über das Schützenvolk angetreten hatte. Zur Königin erkor er sich Frau Liss John, geborene Tönshoff. Mit Ferdinand Bilstein bekamen die Voerder einen König, dessen Geschlecht seit Jahrhunderten im Voerder Schützenverein eine Rolle gespielt hat. Einer seiner Vorfahren wurde im Jahre 1756 bereits Schützenkönig. Der Adler der Königskette trägt auf der Rückseite die Inschrift: W. I. Bilstein 1712. Es ist aber nicht gesichert, dass 1712 ein Bilstein wirklich Schützenkönig war, denn die Eintragungen im alten Schützenbuch beginnen erst wieder 1744. Der erste namentlich genannte Schützenkönig aus dem Geschlecht der Bilsteins war 1756 Casp. Wilh. Bilstein.
Dieses Königspaar prägte ein Schützenfest, das für immer unvergessen sein wird. Beim Festkommers ehrte der Verein seinen 87jährigen Schützenoberst Ferdinand Altfeld, der immer für „seinen" Schützenverein zur Stelle war, mit der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden.
Gleichzeitig wurde Max Köddermann für 31jährige Schriftführertätigkeit zum Ehrenmitglied ernannt. Eine Überraschung erlebten die Schützen, als Schützenoberst Altfed mitteilte, dass Frau Adele Vohmann dem Verein eine neue Fahne stifte. Es war schon bewegend, als Bürgermeister Dr. Textor mit dem Tuch der alten Schützenfahne aus Oberbauer die Fahne berührte und sie dem Verein als Sinnbild der Kameradschaft und Treue übergab.
Das herausragende Ereignis dieses Festes war der Abschluss am Montagabend, als um 23.00 Uhr die Paderborner Reiter in die dunkle Nacht hinaus traten und oben am Westfeld Aufstellung nahmen. Allen Teilnehmern bot sich ein unvergessliches Bild. Fackellicht leuchtete die Fahnen an, über der Kapelle stand der Mond und goss sein Silberlicht über „unser" Voerde. Dann ertönte der „Große Zapfenstreich" und ließ die Herzen der Schützenkameraden höher schlagen. In Erinnerung an den vergangenen Krieg schämten sich viele Schützen ihrer Tränen nicht. So blieb für viele dieser Abschluss ein großes Erlebnis und eine bleibende Erinnerung.

Der Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg


Am 12.12.1950 fand dann bei Fr. Steinhaus die erste Jahreshauptversammlung nach der Wiederbelebung des Voerder Schützenvereins statt. Anwesend waren 45 Mitglieder. Der 1949 gewählte Vorstand bleibt für 1950 bestehen. Der Beitrag wird halbjährlich auf 3.50 Mark festgelegt. Als Höhepunkt der Versammlung berichtet der Schriftführer Max Köddermann von der feierlichen Übergabe der Fahne des früheren Schützenvereins Kotthauserhöh durch den letzten Schützenkönig Walter Frischholz. Ehrenvorsitzender Walter Spannagel übernahm die Fahne und ernannte die ältesten Schützenbrüder von Oberbauer zu Ehrenmitgliedern. Es waren Ewald Kerkenberg, Gustav Thiele, Walter Clever und Walter Frischholz.
Im Jahresbericht von 1950 wird dann des Todes von Walter Spannagel gedacht, der am 25.06. plötzlich verstorben war. Der Verstorbene war über sechzig Jahre Vereinsmitglied und mehr als 50 Jahre Vorstandsmitglied. Schon ein Jahr später ist dann erstmals Dr. Walter Spannagel als 2. Vorsitzender genannt worden. Ob der Verstorbene über 50 Jahre im Vorstand tätig war, lässt sich aus den vorhandenen Protokollbüchern nicht ersehen.

Voerder Schützen nach dem zweiten Weltkrieg 1949
Voerder Schützen nach dem Wiederaufleben des Vereins im Jahre 1949

Deutschland lag am Boden und nur langsam begann man an einen neuen Anfang zu glauben. Man begriff nur langsam, was man alles verloren hatte, doch auch nach der dunkelsten Nacht erwacht ein enuer Morgen.
Doch auch diese alte Weisheit erwies sich als trügerisch, denn als man glaubte, nun sei alles vorüber, begann für Voerde erst die wirkliche Katastrophe. Ganz Voerde wurde Ende April 1945 zum Ausländerlager erklärt, und die Bevölkerung musste in der Zeit vom 4. bis 6. Mai die Stadt verlassen. Nur Wäsche, Kleidung und Lebensmittel durften mitgenommen werden, der Hausrat musste in den Wohnungen bleiben. Was heute in der Erinnerung so einfach, wenn auch schrecklich, erscheint, war damals eine fast unlösbare Aufgabe.
Rund 3500 Personen mussten evakuiert werden, und was kein Mensch ahnte, es sollte drei Jahre dauern, bevor die Voerder wieder in ihr Dorf zurückkehren konnten. Am 10.05.1948 war es dann endlich so weit, Voerde war wieder geräumt. Bei der Rückkehr in ihre Häuser und Wohnungen mussten die Voerder mit fassunglosem Entsetzen feststellen, dass 70 % der gesamten zurückgelassenen Einrichtungen und 100 % des Hausrats verloren waren. So war erst 1948 für die Voerder Bevölkerung der Krieg wirklich zu Ende, und der Wiederaufbau konnte beginnen.
Es dauerte noch ein Jahr, bevor auch der alte Voerder Schützenverein neue Belebungsversuche unternahm. Unmittelbar nach dem Krieg waren zunächst alle Schützenvereine von den Siegermächten verboten worden.
So kamen erst am 15. August 1949 im Lokal Steinhaus die früheren Vorstandsmitglieder zusammen, um eine Genehmigung zum Wiederaufleben des Schützenvereins an maßgebender Stelle einzuholen. Als provisorische Vorstandsmitglieder wurden benannt:
Ferdinand Altfeld 1. Vorsitzender
Th. Vom Wege 2. Vorsitzender Hans Dannert Kassierer
Die Eingabe ging an die Polizei-Verwaltung. Als von dort keine Einsprüche erhoben wurden, beschloss der Vorstand am 30. Oktober 1949, eine Hauptversammlung in der Heide abzuhalten.
Zu dieser Versammlung beim Vereinswirt Ernst Hillringhaus in der Hinnenberger Heide hatten sich sechzig Schützenbrüder eingefunden. Alterspräsident F. Altfeld leitete die Versammlung und gab einen Rückblick auf die Zeit von 1945 — 1948. Der schmerzlichste Verlust war wohl die geraubte Traditions-Schützenkette. Als die Engländer die gefundene Kette bei Karl Voss am Häufgen abgaben, fehlten viele der unersetzlichen Münzen und Medaillen. Nachdem der verstorbenen Vereinsmitglieder, Vorsitzender Carl Steinhaus und Schützenkönig Eugen Köddermann, gedacht worden war, schritt man zur Neuwahl des Vorstandes. Es wurden gewählt:
1. Vorsitzender Ewald Meininghaus
2. Vorsitzender Dr. Walter Spannagel
1. Schriftführer Max Köddermann
2. Schriftführer Theodor vom Wege
1. Kassierer Hans Dannert
2. Kassierer Fr. Carl Bauer
1. Schiessmeister Alex Menze
2. Schiessmeister Anton Ilske
Beisitzer Richard Meininghaus
Beisitzer Willi Kerkenberg
Beisitzer Alfred Thun
Ernst Hillringhaus, der dem Verein 55 Jahre angehört, wurde zum Ehrenmitglied ernannt.