Ab dem Jahre 1890 herrschte dann auch wieder rege Tätigkeit im Verein. In der Hinnenbergerheide wurde ein Schießstand angelegt, und man übte sich "im Gebrauch der Waffe", feierte kleinere Feste, denen nach Zwischenräumen und einigen Jahren größere Schützenfeste, meist am Höfinghofe abgehalten, folgten. Solche Schützenfeste waren nach 1890 in den Jahren 1896, 1900 und 1904.
Schützenfest 1842
Nun zum wohl denkwürdigsten Jahr der Voerder Vereinsgeschichte 1842. Da ich weder kommentieren noch erklären will, lasse ich Teile des ganzen Jahres, so wie es das alte Protokollbuch beschreibt,
noch einmal an uns vorüberziehen.
Voerde, den 3. Juli 1842
Am heutigen Tag trat der derzeitige Schützen-Vorstand zusammen, bestehend aus:
l. Chef Herr Bürgermeister Peters
2. Adjudant Herr Dan. Eicken anwesend
3. Chef der Artillerie Herr F.W Schüren
4. Herr Carl Th. Alten/oh do. ist neu erwählt
5. Herr Dan. Klein - Gustav Böing
6. Herr Ferd. Bilstein anwesend bleibt
7. Herr Carl Lohmann
8. Herr Carl Helkenberg
9. Herr Casp. Asbeck
10. Herrn F. W. Lohmann
11. Herr Dan. Drevermann
12. Herr Fr. Rüggeberg
13. Ilerr Ernst Böing
Und beschloss, dass das am 5., 6. und 7. September 1840 letzt gefeierte Schützenfest dieses Jahr wieder und zwar am 30. und 31. July als Samstag und Sonntag gefeiert werden soll, worüber die
Zustimmung der Schützen auf der am nächsten Sonntag anberaumten General-Versammlung der Compagnie beym Wirte Lud. Käufer hierselbst einzuholen ist.
222 Jahre nach der Wiederbelebung der Voerder Schützenbrüderschaft durch Pastor Wippermann (1607) gab Pastor Westhoff (1829) Veranlassung zum abermaligen Erwachen der Schützensache. Aus dem im
Pfarrarchiv vorgefundenen alten Protokollbüchern wurden von ihm die „merkwürdigsten Punkte ausgezogen", diese mit der Angabe, der alte silberne Vogel befinde sich bei Caspar Wilhelm Schilken auf
Ebbinghausen, in einem Zirkular der Gemeinde bekannt gemacht, und gleichzeitig wurde diese zu einer Versammlung eingeladen. Sie fand am 19. Juli 1829 statt, und man beschloss, unter zeitgemäßer
Modifikation die Schützengesellschaft wieder ins Leben zu rufen.
Von der Zeit an besteht dieselbe noch bis heute, wenn auch während der Kriegszeiten in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts für die Ausübung ihrer Tätigkeit auf heimischer Erde ein
gewisser Stillstand eintrat.
Schützenfeste wurden gefeiert in den Jahren 1829 bis 1833, 1835, 1837, 1840, 1842, 1845, 1850, 1857. Im Jahr 1865 wurde beschlossen, das Schützenfest mit dem Kriegerverein zu feiern. Ob es
stattgefunden hat, geht aus dem Protokollbuch nicht hervor. Weitere Schützenfeste feierte dann der Schießverein oder Schützengilde (1871 gegründet) in den Jahren 1872, 1875, 1885, 1886 und 1888.
Am 21. April 1890 wurde dann mit einer Gegenstimme beschlossen, dass der Schießerein wieder Voerder Schützenverein heißen soll, und so wurde 1890 und 1896 wieder ein Schützenfest gefeiert. Als
Festtag wurde ursprünglich der 3. August, der Geburtstag König Friedrich Wilhelm III. bestimmt. Die 1830 für 58 Thaler angeschaffte Fahne trug auch dieses Datum. Es ist aber nur in den beiden
ersten Jahren am 3. August gefeiert worden. Späterhin fand das Schützenfest durchweg später statt, einige Male sogar im September, vereinzelt auch im Juli. Sodann wurde nicht wie früher nur an
einem, sondern an zweien, ja einige Male sogar an drei Tagen gefeiert, so z.B. 1840, infolgedessen der damalige Chef des Vereins, der Bürgermeister Peters in Haspe, wozu Voerde seinerzeit
gehörte, vom Landrat von Hagen, Freiherr von Vincke, eine ziemlich unsanfte Rüge erhielt.
Den Vorstand des Schützenvereins bildeten 1829 und weiterhin ein erster und ein zweiter Chef und vier Vorsteher, ein Rechnungsführer, der zugleich Protokollführer war und sein Stellvertreter.
Alle wurden jedesmal auf zwei Jahre gewählt. Jeder war bei fünf Thalern Strafe verpflichtet, den angetretenen Posten anzunehmen. Ferner waren da ein Fähnrich, ein Tambour-Major, drei Tamboure und
ein paar Schützendiener.
Die meiste Zeit stand ein Spannagel an der Spitze des Vereins, außerdem treten als Chefs auf: Bürgermeister Peters, Haspe, Kaufmann Fr. Hentze, Vörde, und Fabrikant Wilh. Ischebeck, Vörde. Im
Hause des Obmanns wurden die Kostbarkeiten des Vereins, wie Königskette, Fahne usw. aufbewahrt.
Das Jahr 1790
Berichten zufolge waren die Einnahmen im Jahre 1790 sehr schlecht.
Die Aufzeichnungen beginnen erst wieder mit dem Jahr 1829.
Wir können also sagen, dass von 1780 bis 1828 kein Vereinsleben stattgefunden hat, also 32 Jahre.
Die Jahre bis 1790
Vermutlich ist in Voerde eine größere Unterbrechung in der Handhabung des Vogelschießens in der Zeit zwischen 1683 und 1790 nicht eingetreten. Im alten Protokollbuch des Vereins wurde die nächste
Eintragung erst wieder 1720 aufgenommen. Danach kommen einige leere Seiten, und die nächste Eintragung datiert vom 25. Juni 1744 - und von diesem Tage an wird lückenlos bis zum Jahre 1790
berichtet: Über Einnahmen und Ausgaben sowie über den Mitgliederbestand und die Schützenkönige.
Der sogenannte „öffentliche Aufzug" der Schützen wurde immer am Pflichttag abgehalten, und hier datieren die Eintragungen meistens vom 25. Juni, einige auch vom 26. Juni. In diesen Jahren wurde
stets „ nach dem Schieben" geschossen.
Das Jahr 1683
Erst 1683, also lange Zeit nach dem Westfälischen Frieden von 1648, hat man dann den alten Brauch wieder aufgenommen.
So schreibt der damalige Schuldiener von Voerde, Johann Lestephenon, in das in diesem Jahr aufgelegte Protokollbuch unter dem 14. Juni 1683 über die Neubelebung der Schützensache Folgendes:
"Nur Nachricht wissen unsere Nachkömmlinge hierauss, dass dero gesambte Gemeine die von den Elteren zu Voerde obige gestelte Umiten also bey deren Verlesung wol
gefalen dass sie dieselbe nit alleine Approbiret und gebilliget, sondern Renovirt und aufs Neue in Würden und Oservante gebracht haben wollen."
Das Jahr 1627
Wir können annehmen, dass die Belebung der Schützenbrüderschaft nur von kurzer Dauer war, da der folgende 30jährige Krieg weite Teile des Gemeinschaftslebens zum Erliegen brachte.
Das Jahr 1607
Aus dem Jahre 1683 ist ein altes Protokollbuch erhalten, in dem die ersten Jahre des Schützenvereins aufgezeichnet sind. Es beginnt mit der Vogelschießordnung wie sie aus dem Jahre 1607 überkommen ist.
Nach dieser Ordnung wurde bereits für das Jahr 1607 erstmals für den Voerder Schützenverein ein Schützenkönig genannt, mit Namen „Jasper Kerswinkel, der seine Verehrung bezahlt hat".
Die Zeit vor 1607
Unbestritten dürfen wir sagen, dass der Voerder Schützenverein schon vor 1607 in einer ähnlichen Form bestanden haben muss.
Heißt es doch in der Kirchspielvogelschießordnung aus diesem Jahre, dass
„die Brüderschaft allhie zu Voerde nun etliche Jahre nicht gebraucht und verwildet"
war. Betrachtet man dazu auch den „silbernen Vogel" der Königskette, so kommt man zu der Erkenntnis, dass der Verein wohl schon im 16. Jahrhundert bestanden haben muss. So trägt der
Ring, auf dem der fein gearbeitete Vogel steht, an zwei Kettchen eine Armbrust, deren Pfeil,
auf dem Ring liegend, den Fuß des Vogels berührt.
So ist also mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass dieses für den Schützenkönig bestimmte Schmuckstück aus einer Zeit stammt, in der das Schießen mit der Armbrust noch allgemein üblich war,
also etwa aus der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts. Es gibt allerdings keine bekannte Urkunde, die diese Entstehungszeit des Voerder Schützenvereins belegen könnte, und so bleibt das
Jahr 1607, das als Gründungsjahr des Vereins belegt ist, der damals noch Schützenbruderschaft genannt wurde.